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Erstellung Planunterlagen

Die im Untersuchungsrahmen aufgeführten Vorgaben bezüglich der vorzunehmenden Untersuchungen, Modellierungen und Datenanalysen sind sehr umfangreich. Ein Teil der Untersuchungen und viele Datenerhebungen sind bereits angelaufen, weit fortgeschritten oder abgeschlossen.

Auf dieser Seite möchten wir über die laufenden Untersuchungen im Hinblick auf die zu erstellenden Planunterlagen informieren bzw. Zwischenstände geben. Hierfür werden sukzessive aktuelle Informationen über den Stand der Untersuchungen eingestellt.

Ermittlung der Umweltauswirkungen

Für die Genehmigung der beiden Vorhaben wird von der zuständigen Behörde ein Untersuchungsraum festgelegt. Dabei werden die Anregungen aus der Beteiligung der Öffentlichkeit, soweit geboten, berücksichtigt. Für diesen Untersuchungsraum müssen alle relevanten Umweltdaten zusammengetragen und ausgewertet werden, um die möglichen Umweltfolgen der beiden Vorhaben gut einschätzen zu können.

Zur Ermittlung der Umweltauswirkungen ist es wichtig, die Lebewelt und ihre Ansprüche an den Lebensraum zu kennen. Besonders wichtig sind dabei Daten über den aktuellen Zustand der Lebewelt in der Unter- und Außenweser, in den Nebenflüssen und in den Grabensystemen der angrenzenden Marschen. Leider ist für einige wichtige Arten und Artengruppen dieses Wissen noch nicht ausreichend vorhanden oder die Daten sind veraltet. Um diese Wissenslücken zu schließen, werden für die Weseranpassung verschiedene große Bestandserhebungen durchgeführt. Das geschieht derzeit im Auftrag des WSA Weser-Jade-Nordsee durch mehrere Untersuchungen und Kartierungen, die nachfolgend an drei Beispielen vorgestellt werden. So werden zum Beispiel in Außen- und Unterweser groß angelegte Untersuchungen zum sogenannten Makrozoobenthos (jener Teil der Tierwelt, der in oder auf dem Gewässerboden lebt), zur europäisch geschützten Wanderfischart Finte (Alosa fallax) und eine umfassende Kartierung der Biotoptypen durchgeführt.

Biotoptypenkartierung

Schilfröhricht Schilfröhricht Schilfröhricht Quelle: WSA Weser-Jade-Nordsee

Als Biotoptyp bezeichnet man eine Geländeeinheit, die durch ihre typischen Eigenschaften bestimmte Funktionen für die Lebewelt anbietet. Normalerweise führen bestimmte Bodeneigenschaften zur Ansiedlung ganz bestimmter Pflanzengemeinschaften, die ihrerseits für dann typische Tiergemeinschaften dieses Biotoptyps Gelegenheiten zur Eiablage, Nestbau, Futtersuche, Durchwanderung, Jagd und dergleichen anbieten.

In unseren Breiten bestimmt oft auch die Art der Nutzung durch den Menschen die Ausprägung der Pflanzengemeinschaft und damit auch den Biotoptyp. In der Regel sind diese Geländeeinheiten durch ihre typischen Pflanzengemeinschaften gut erkennbar. Ein häufiger und auch wertvoller Biotoptyp an der Tideweser ist z.B. das Schilfröhricht, das man aber auch in mehrere Untertypen unterscheiden kann. Ein weniger wertvoller Biotoptyp wäre dagegen ein Parkplatz, der kaum Pflanzen zur Ansiedlung dient und entsprechend wenig Funktionen für die Tierwelt bietet – aber eben auch ein abgrenzbarer Biotoptyp im Gelände ist.

Schoenoplectus Schoenoplectus Schoenoplectus Quelle: WSA Weser-Jade-Nordsee

Die Weseranpassung kann die Eigenschaften von Biotoptypen beeinflussen, sofern diese Biotoptypen mit dem Tidegeschehen in Kontakt kommen. Diese Einflüsse bestehen z.B. in veränderten Wasserständen, Strömungsangriff oder Salzgehalten und sind theoretisch in allen Bereichen vor den Landesschutzdeichen denkbar. Deswegen ist es wichtig, in den Umweltunterlagen aktuelle Kenntnisse über die Biotoptypen in allen Deichvorländern zu verarbeiten.

Es gibt eine lange Zeitreihe von sehr guten Kartierungen der Deichvorländer, die in früheren Planungen zur Weseranpassung zusammengetragen, angefertigt und ausgewertet wurden. Allerdings stammt die letzte Kartierung aus dem Jahr 2015, so dass in diesem Jahr sämtliche Deichvorländer neu kartiert werden. Das sind in Summe knapp 10.000 ha Fläche, für die die Ausstattung mit Biotoptypen flächengenau kartiert wird. Bei der Gelegenheit wird auch nach geschützten Pflanzenarten oder aggressiven Eindringlingen („Neophyten“) geschaut. Die flächengenaue Erfassung ermöglicht die Eingabe in Geo-Informations-Systeme (GIS), die viele weitere Auswertefunktionen und den genauen Vergleich mit den älteren Kartierungen ermöglichen. Damit können also auch zeitliche Veränderungen (Ortsverschiebungen, Zu- und Abnahmen der Flächen, Veränderungen der Biotopwerte) nachverfolgt werden.

Weiden-Auenwald Weiden-Auenwald Weiden-Auenwald Quelle: WSA Weser-Jade-Nordsee

Besondere Erfassungen benötigt man für die Biotope, die unter Wasser liegen. Diese sind in Tidegewässern fast nie durch Pflanzengesellschaften abgrenzbar, sondern durch die Eigenschaften des Gewässerbodens. Die Bodeneigenschaften bestimmen die Besiedelbarkeit durch Gewässerorganismen, die auf und im Gewässerboden leben. Diese Tierwelt gehört zum großen Teil zum sogenannten Makrozoobenthos (s.u.), das sich entsprechend dieser Bodeneigenschaften zu typischen Gemeinschaften einfindet.

Steinfelder, Kies, Muschelschill, Grobsand oder Schlick locken z.B. unterschiedliche Tiergemeinschaften aus Krebsen, Würmern, Muscheln und dergleichen an. Da man den Gewässerboden nicht in Augenschein nehmen kann, müssen diese Biotoptypen mit anderen Mitteln kartiert werden, was zum Teil noch in der Entwicklung ist. Für die Weseranpassung wird eine Sedimentkarte der vom Vorhaben betroffenen Bereiche erstellt, die die Verteilung dieser Biotoptypen abbilden kann. Zusammen mit Daten aus der Kartierung des Makrozoobenthos entsteht so ein Bild über die Besiedlung des Gewässerbodens.

Makrozoobenthos

Makrozoobenthos Makrozoobenthos Untersuchungen zum Makrozoobenthos Quelle: WSA Weser-Jade-Nordsee

Als Makrozoobenthos bezeichnet man allerlei Tiere des Gewässers ab einer bestimmten Größe (ohne Mikroskop sichtbar), die in oder auf dem Gewässerboden leben. Bei einigen Arten kann das auch nur zeitweilig der Fall sein, wenn z.B. verschiedene Entwicklungsstadien mal am oder im Boden leben und andere wiederum frei im Wasser schweben. Die Arten des Makrozoobenthos sind nicht alle miteinander verwandt. Die wichtigsten Vertreter gehören zu verschiedenen Würmer-Gruppen, zu Krebsen oder zu Muscheln und Schnecken.

Biologische Probe Biologische Probe Biologische Probe Quelle: WSA Weser-Jade-Nordsee

Diese Bodenlebensgemeinschaften können sehr große Anzahlen hervorbringen und auch viele unterschiedliche Arten beherbergen, die manchmal nur mit großem Aufwand unterscheidbar sind. Sie nehmen wichtige Funktionen im Gewässer wahr und sind eine sehr wichtige Nahrungsgrundlage für viele Fische. Durch die Lebensweise am Boden ist das Makrozoobenthos besonders betroffen von den Baggerarbeiten, die das Vorhaben der Weseranpassung mit sich bringt. Deswegen ist eine gute Kenntnis dieser Lebensgemeinschaften am Gewässerboden wichtig, um die Umweltfolgen der Weseranpassung gut einschätzen zu können.

Hartsubstratfauna Hartsubstratfauna Hartsubstratfauna Quelle: WSA Weser-Jade-Nordsee

Um das Makrozoobenthos kartieren zu können, muss man es zwangsläufig an die Oberfläche holen, die Tiere zählen und ihre Arten bestimmen. Das gelingt oftmals erst im Labor, wo dann beispielhaft auch Artenproben gewogen werden, um die sogenannte Biomasse zu bestimmen. Insgesamt ist eine Makrozoobenthos-Untersuchung sehr aufwändig, weil man immer nur kleine Areale beproben kann, aber trotzdem einen Gesamtüberblick benötigt.

Außerdem sind verschiedene Arten nur mit bestimmten Fangmethoden zu kriegen oder, wie oben geschildert, nur zu bestimmten Zeiten überhaupt am Boden auffindbar. Man muss also mit verschiedenen Fangtechniken an vielen verschiedenen Orten zu günstigen Jahreszeiten arbeiten. Das geschieht zurzeit in der Unter- und Außenweser in allen Bereichen, die von den Fahrrinnenvertiefungen betroffen sein können. Die Anzahl der Proben übertrifft bisherige Untersuchungen dieser Art in der Tideweser, wird aber auch durch weitere Daten ergänzt, die die Landesbehörden durch ihre Überwachungsprogramme gewinnen. Zusammen entsteht so ein sehr gutes Bild über die Arten und die Verteilung von Tieren des Gewässerbodens.

Wanderfischart Finte

Sieb mit Finteneiern Sieb mit Finteneiern Sieb mit Finteneiern Quelle: WSA Weser-Jade-Nordsee

Die Wanderfischart Finte (Alosa fallax) hat eine Lebensweise, die jener des Lachses ähnelt: Als ausgewachsenes Tier lebt es im Meer und zur Eiablage („Laichen“) wandern sie in Schwärmen in die Flüsse auf. Das geschieht bei der Finte regelmäßig Ende April bis Ende Mai. Die Finte wandert allerdings nicht so weit wie Lachse, sie laichen im Süßwasserbereich der Tideweser. Die Eier und Larven entwickeln sich ebenfalls dort, bis die Jungfische im Laufe des Sommers allmählich wieder in die Nordsee abwandern und dort weiterwachsen.

Fintenlarve Fintenlarve Fintenlarve Quelle: WSA Weser-Jade-Nordsee

Im Rahmen der Untersuchungen zur Finte werden u.a. vorhandene Eier gezählt, es wird nach den Larven geschaut und untersucht, wie viele Fische zu welchem Zeitpunkt sich wo befinden. Damit gewinnt man einen Überblick, wann diese Fischart welche Flussabschnitte aufsucht. Gleichzeitig laufen Untersuchungen, welche Nährtiere aus dem sogenannten Zooplankton (das sind Tiere, meist mikroskopisch klein, die im Wasser schweben und nur bedingt aktiv gerichtet schwimmen) die heranwachsenden Finten fressen.

Jungfinten Jungfinten Jungfinten Quelle: WSA Weser-Jade-Nordsee

Diese aktuelle Untersuchung ergänzt ähnliche Untersuchungen zur Finte aus den vergangenen Jahren, so dass die Finte mittlerweile zu den am besten untersuchten Fischarten in der Weser gehört. Die Erkenntnisse werden dabei helfen, z.B. durch Steuerung der Baggerzeiten und -orte, das Ausmaß der Störungen so klein zu halten, dass der Lebenszyklus der Finte nicht beeinträchtigt wird. Dies geschieht im Übrigen bereits jetzt unabhängig von den Genehmigungsverfahren zu den Anpassungen der Fahrrinne, indem z.B. die laufenden Unterhaltungsbaggerungen zur Beseitigung von Untiefen im Laichgebiet in der Unterweser so gesteuert werden, dass sie zur Laichzeit für mehrere Wochen unterbrochen werden können, um das Laichen und das Heranreifen der Eier und Junglarven möglichst wenig zu stören.

Schiffswellenmessung in der Außenweser

Modell zur Schiffswellenmessung Modell zur Schiffswellenmessung Modell zur Schiffswellenmessung Quelle: Bundesanstalt für Wasserbau (BAW)

Ob es durch die Weseranpassung zu einer erhöhten Belastung von Uferbauwerken kommt, wird anhand einer Kombination aus Naturmessung und physikalischen Versuchen untersucht. Hierbei wurden in der Außenweser Schiffswellen gemessen. Die Ergebnisse daraus wurden zur Kalibrierung von Modellversuchen von der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) genutzt.

Messpfähle Messpfähle Messpfähle Quelle: WSA Weser-Jade-Nordsee

Nach rund acht Wochen wurden Mitte Dezember 2021 die Schiffswellenmessungen in der Außenweser erfolgreich abgeschlossen. Hierzu wurden an drei Positionen am Rand der Fahrrinne im Bereich des Leitdammsystems zwischen Weser-km 78 bis 91 drei temporäre Messpfähle unter Federführung der Gewässerkunde Bremerhaven betrieben.

Schematischer Überblick der örtlichen Lage von Messposition A bis C Schematischer Überblick der örtlichen Lage von Messposition A bis C Quelle: WSA Weser-Jade-Nordsee

Letztmalig wurden 2014 Schiffswellenmessungen in der Außenweser durchgeführt.

Vor dem Hintergrund der Zunahme des Anteils von größeren Seeschiffen in der Außenweser seitdem und der stetigen Indienststellung von Seeschiffen mit immer größer werdenden Abmessungen wurden die Belastungsgrößen aktualisiert und die Prognosen der BAW bzgl. schiffsinduzierter Belastungen im Ausbauzustand für Schiffe mit Breiten >60 m im hydraulischen Modell verifiziert. Die Ergebnisse sind derzeit in der finalen Abstimmung mit der BAW.

Untersuchungen zur Sohlhöhe

Sohlhöhe Sohlhöhe Digitale Unterwasserkarte Quelle: WSA Weser-Jade-Nordsee

Grundlage der meisten Untersuchungen ist das Wissen über vorhandenen Sohlhöhen. Diese wurden 2021 in der gesamten Weser gemessen und zu einer digitalen Unterwasserkarte zusammengesetzt.

Fahrsimulationen

Fahrsimulator Fahrsimulator Fahrsimulator Quelle: WSA Weser-Jade-Nordsee

In einem Fahrsimulator werden Schiffspassagen von und nach Bremerhaven modelliert. Mit der Unterstützung von aktiven Lotsen kann damit sichergestellt werden, dass die theoretisch berechneten Fahrrinnentiefen auch bei realen Verhältnissen ausreichend sind.

Hydrodynamik

Bundesanstalt für Wasserbau

Der hydrodynamische Einfluss der Weseranpassung wird anhand von numerischen Modellierungen untersucht. Diese umfassen die Hydrodynamik, den Salztransport, das Grundwasser, Sturmfluten und den Einfluss auf die Nebenflüsse. Die Modellierungen erfolgen an der Bundesanstalt für Wasserbau.

Unterhaltungsbaggerungen

WAP-Studie Unterhaltungsbaggermengen WAP-Studie Unterhaltungsbaggermengen Quelle: WSA Weser-Jade-Nordsee

Zur Beurteilung der langfristigen Auswirkungen werden im Rahmen einer WAP-Studie die zukünftigen Unterhaltungsbaggermengen prognostiziert.

Wirtschaftlichkeit des Vorhabens

Container Terminal Bremerhaven Container Terminal Bremerhaven Quelle: Bundesanstalt für Wasserbau (BAW)

Die Wirtschaftlichkeit der Vorhaben wird anhand einer Nutzen- Kostenanalyse nachgewiesen. Diese betrachtet nach der Systematik des Bundesverkehrswegeplans die Kosten, die beim Bau und der Unterhaltung entstehen und setzt diese dem Nutzen gegenüber.